Irren ist menschlich.
Irrsinn auch.
Wer nichts versucht, wird auch nicht klug.
Nur Doofe glauben, perfekt zu sein.

brand eins 08/2007

Das Produktivitätspotenzial von Fehlern ist längst offengelegt!

Im China des Altertums hielt man es für einen der wichtigsten Momente der persönlichen Weiterentwicklung, die eigenen Fehler zu berichtigen und dadurch „innerlich“ zu wachsen. In Unternehmen dagegen gilt: Derjenige, der Fehler zugibt, gesteht sich und anderen gleichfalls seine Inkompetenz ein. Und damit werden Probleme, Fehler und Schwierigkeiten eher ausgesessen, als dass sie konstruktiv und offen diskutiert werden.

Die Begriffe „Fehlerkultur“ bzw. „Fehlermanagement“ haben in einigen fachlichen Diskussionen bereits Zugang gefunden. Doch scheiden sich die Geister, wie denn die Implementierung einer „optimalen“ Fehlerkultur aussieht. Denn auf der einen Seite müssen Prozesse sicher gemacht, also Fehler vermieden werden – gar keine Frage. Auf der anderen Seite jedoch müssen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass die Organisation nicht verlernt, mit (negativen) Überraschungen und ungeplanten Veränderungen umzugehen, also Flexibilität zu erhalten.

Aus der so genannten Motivationspsychologie weiß man, dass die Bestrafung oder harte Sanktionierung von Fehlern sogar die Persönlichkeit von Mitarbeitern innerhalb einer Organisation verändern kann. So kann eine Bestrafung dazu führen, dass Menschen, die ursprünglich vom Streben nach Erfolg motiviert waren, nun zu kategorischen und ängstlichen „Misserfolgs-Vermeidern“ mutieren. Deren höchste Priorität es ist nun, bloß nichts mehr verkehrt zu machen.

Die Folge: Angst lähmt. Der „Misserfolgsvermeider“ meidet Aufgaben, die mit Risiken behaftet sind und startet auch keinen Versuch mehr, sie erfolgreich zu lösen. Damit geht dem Unternehmen wertvolles Wissenspotenzial verloren!

Fehler sind erlaubt! Fehler als Treibstoff für die Entwicklung von Unternehmenskulturen.

Fehler dürfen weder in voller Härte bestraft noch unbeachtet werden. Geschieht Ersteres, fördern Sie eine „Schwarze-Peter-Kultur“: Niemand will es gewesen sein, und jeder gibt einem anderen die Schuld. Wählen Sie die zweite Variante, werden Fehler ausgesessen, was garantiert zu Lasten der Qualität geht.

Als Führungskraft können Sie bei Ihren Mitarbeitern weder Fehler zu 100% verhindern noch ungeschehen machen. Der Schlüssel liegt darin, mit Fehlern konstruktiv umzugehen, um ein Wiederholen zu verhindern:

Die Rolle des Team- und Projektleiters:

Gerade in komplexen Projekten gilt: Ein positives Gesprächsklima verhindert, dass Fehler „unter den Tisch gekehrt“ werden. Hier orchestriert insbesondere der Team- bzw. Projektleiter, wie gut oder schlecht seine Mitarbeiter aufeinander ein- und abgestimmt sind.

Verbindlichkeiten herstellen:

Im Projekt-Team müssen verbindliche Abstimmungen getroffen und diese auch schriftlich fixiert worden sein. Wird von diesen Verbindlichkeiten abgerückt, muss gemeinsam und vor allem systematisch über ein Vorgehen abgestimmt werden. Zu viel Zeit geht heute immer noch verloren, einen „Schuldigen“ zu stellen und ihm die „Leviten zu lesen“. Diese Zeit sollte sinnvoller genutzt werden, etwa um Prozesse wieder auf die richtige Spur zu bringen.

Best Learnings:

In kaum einem Unternehmen hört man: „Was ist Dir passiert? Kein Problem, kennen wir bereits. Schau hier nach, da findest Du eine Anleitung, wie man in solchen Fällen verfährt!“ Dabei ist dies kein unrealistisches Szenario. Unternehmen sollten im besten Fall als lernende Organisationen begriffen und behandelt werden. Ähnlich dem Vorgehen von eines Innovationsmanagers – die nach ständigen Neuerungen streben – sollten Fehler nicht nur als unvermeidbare Begleiterscheinung bei Entwicklungsprozessen, sondern sogar als Chance begriffen und dokumentiert werden. Darum treten sie für eine starke Fehlerfreundlichkeit bzw. Fehleroffenheit ein und würdigen das produktive Potenzial des Fehlers und das innovative Lernen, das durch sie ermöglicht wird.

Stärken auch Sie die kollektive Problemlösungs- und Handlungskompetenz, Ihre eigene und die Ihrer Mitarbeiter, und sprechen Sie nicht mehr länger von „Fehlern“.